Manche IT-Unternehmen handeln nicht mit Software, sondern mit Softwarehäusern und lösen damit eine massive Konsolidierungswelle aus. Immer war es eine Kombination aus Technologie und Marktlogik, die zum Anbietersterben führte:
- Ende der achtziger Jahre war es Marktführer SAP, der den Markt der ERP-Anbieter leerfegte, indem sie Softwarehäusern die Nutzung des innovativen (aber im Mittelstand nur schwer verkäuflichen) R/3 unter der Bedingung anboten, dass diese die eigenen Softwareangebote nicht mehr weiterentwickeln.
- Mitte der neunziger Jahre kaufte Microsoft vor allem in den USA Softwarehäuser auf, um nicht nur auf dem Desktop, sondern in der Firmen-IT eine Rolle zu spielen. Die Lösungen wandern heute unter dem Markennamen Dynamics in die Cloud.
- Nach der Jahrtausendwende ging Agilisys mit Venture Capital auf Einkaufstour in Europa und übernahm Anbieter, die es nicht ganz zur globalen Marktpräsenz geschafft hatten – darunter Infor, dem späteren Namensgeber des Konglomerats, Brain, Lawson, Baan und SSA. Die vollständige Integration der Lösungen dauert bis heute an.
- Und jetzt verschmilzt die Step Ahead Group unter diesem Dachnamen mit der Steinhauser Informing und der Mainzer godesys. Spannend ist auch diesmal, dass Venture Capital den Zusammenschluss befördert. Dabei zeichnet sich die Elvaston Capital Management GmbH, die zuvor schon die Kölner GUS Group mit Kapital für eine Einkaufstour ausgestattet hatte als federführend. Diesmal gilt der globale Trend zum Cloud Computing als Technologie-Hintergrund.
Die gute Nachricht hinter der aktuellen Konsolidierungswelle: für Investoren ist der Markt für Unternehmenssoftware offenbar immer noch lukrativ genug, um sich durch Zukäufe zu engagieren. Die schlechte Nachricht: die Vielfalt im ERP-Umfeld nimmt weiter ab. Das ist vor allem dann fatal, wenn bewährte Branchenlösungen dabei den Weg alles Irdischen gehen müssen.
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