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Die Digitalisierung gilt als eine der grössten Herausforderungen, welche Unternehmen im 21. Jahrhundert zu meistern haben, um erfolgreich zu sein. Doch was genau ist damit überhaupt gemeint? Peter Imthurn, Verwaltungsratspräsident und Mitgründer des St. Galler Start-ups Actesy, hat darauf eine simple, aber prägnante Antwort: «Unter dem Schlagwort Digitalisierung versteht man heute, Systeme, die nicht miteinander entwickelt wurden, zusammenarbeiten zu lassen.» Und genau das ist es, was sich actesy auf die Fahne geschrieben hat. Das vor knapp einem Jahr gegründete Unternehmen steht für Prozessoptimierung, Systemoffenheit, Sicherheit und Agilität, so Imthurn, der auf 30 Jahre Erfahrung in der IT-Branche, davon 18 Jahre als Verwaltungsratspräsident und CEO bei GUS Schweiz, zurückblicken kann und sich besonders mit ERP-Systemen bestens auskennt.
SYSTEME ALS MONOLYTHISCHE BLÖCKE
Davon gibt es zur Genüge, von Oracle über Microsoft bis hin zu SAP. «Doch Unternehmen stehen oft vor der Herausforderung, dass sich niemand wirklich darum kümmert, die Systeme miteinander kommunizieren zu lassen», so Imthurn. «Jedes System wird quasi als monolithischer Block konzipiert.» Das hat die vier Gründer von actesy (der Name ist übrigens ein Portmanteau aus dem englischen Begriff Act für Handeln, E für Elektronik und Sy für Systeme, aber auch eine Anlehnung an Act Easy, jedoch nicht an Ecstasy, der Droge, wie Imthurn betont), dazu bewogen, ein Framework zu schaffen, das es Unternehmen erlaubt, ihre sich bereits im Einsatz befindenden Systeme miteinander zu vernetzen. Die Gründer, das sind neben Peter Imthurn auch sein Sohn und Geschäftsführer Andreas Imthurn, Sandro Secci, CIO sowie Tim Kühnl CTO, nebenbei auch Inhaber der deutschen Firma Tiksys, auf deren Technologie actesy teilweise aufbauen konnte. actesy will es Unternehmen also ermöglichen, aus der Abhängigkeit von schwerfälligen und oft komplexen (ERP-)Systemen auszubrechen, so dass sie für einzelne Abläufe oder Anwendungsszenarien jeweils die beste Anwendung wählen können, diese aber stets miteinander verknüpfen und so in einen einzelnen Workflow einbinden können. «Alte Schnittstellentechnologie ist wie mit alten Kanonen auf alte Burgen zu schiessen», postuliert Imthurn und erinnert sich dabei an die mühselige Arbeit, die das mit sich bringen kann: «In meiner Karriere habe ich sicher 300 Mal eine Schnittstelle zu SAP gebaut. Und jedes Mal hiess es, man müsse diese so konzipieren, dass man sie später wiederverwenden kann. Das hat aber nie wirklich funktioniert.» Dafür gäbe es drei Gründe: Erstens wurde immer jeweils für einen spezifischen Anwendungsfall entwickelt, zweitens stand man immer unter Zeitdruck und drittens sorgten eingeschränkte Budgets dafür, dass die Schnittstellen nicht zu dem wurden, was eigentlich erhofft wurde. Man könne das Ganze auch mit dem Strassenbau vergleichen: «Jeder reisst die Strasse wieder auf, wenn eine neue Leitung verlegt werden soll. Was wir anders machen ist, wir reissen sie einmal auf, legen einen grossen Kanal, worin wir danach im Tagesbetrieb unterschiedliche Leitungen einziehen können.» So könnten die Adaptoren im Nachhinein kundenspezifisch angepasst werden. Mittlerweile besteht das Ökosystem des Start-ups aus einer Fülle von Adaptoren für alle erdenklichen Business-Anwendungen. «Kunden können so ihre Systeme individuell mit unseren über 250 verfügbaren Adaptern verknüpfen», erklärt CIO Sandro Secci.
ANFÄNGE
Anfänge Das erste grosse Projekt, das Actesy in seiner noch kurzen Lebenszeit umsetzen konnte, resultierte aus der Nachfrage diverser Kunden, «die einen Online-Shop anbinden wollten, diesen aber noch etwas tiefer integrieren wollten, also Prozesse aus dem Shop heraus auch mitintegrieren wollten», erinnert sich Imthurn und ergänzt: «Dazu zählen etwa die Integration von Logistik- und Beratungsleistungen, die man mit einem einfachen, klassischen Shop-System nicht so einfach integrieren kann.» Ein weiteres grösseres Projekt stammte derweil von einem «der besten Sportwagenbauer in Europa», verrät Imthurn. «Dabei ging es um den Abgasskandal und dem damit in Zusammenhang stehenden Typenschein.» Hier musste für die genaue Nachverfolgbarkeit von einzelnen Komponenten und Angaben gesorgt werden.